Boris Becker
Photographien / Photographs 1984-2009
HC, 31,5 x 27 cm., 280 pp.
Dumont 2009
Der in Köln lebende Künstler Boris Becker (*1961) gehört zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Photographieszene. Nach seinem Studium an der Hochschule der Künste Berlin war er von 1984 bis 1990 Schüler von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf.
Die als eine Werkübersicht konzipierte Ausstellung stellt mit circa 90 Exponaten repräsentative Beispiele aus Beckers Werkserien Hochbunker, Wohnhäuser, Felder und Landschaften, Fakes und Artefakte vor. Ohne die Chronologie der Bildreihen und Einzelarbeiten in den Vordergrund zu stellen, werden in dieser Ausstellung sämtliche thematischen Segmente vorgestellt. Sie können gleichsam als Denk- und Bildräume verstanden werden.
Obwohl Boris Becker die technische Methode der Großbildphotographie beibehält, die ein kompositorisch gelungenes und ein detailgenaues Abbild der Wirklichkeit begünstigt, sieht er seine Aufgabe heute darin, das Vertrauen in die Wirklichkeit sowie die auf sie Bezug nehmenden Bilder auf den Prüfstand zu stellen. Insbesondere während der Erarbeitung seiner Felder und Landschaften stellte sich für ihn diese medienreflektierende Frage, aus der er für sich neue künstlerische Parameter herleitete: ?Entscheidend war für mich der Schritt, durch die Verwendung einer [...] 8 x 10 inch-Großbildkamera und einer damit ermöglichten hyperrealen Darstellung die landschaftlichen Flächen aus ihrem Zusammenhang zu nehmen und sie in einen eigenen, ortsungebundenen und frei verfügbaren künstlerischen Kontext zu setzen. Sozusagen als Nebeneffekt stellt sich für mich dabei klar heraus, dass, wie bei den Bunkern und auch den Oberflächen der Wohnhäuser, diese Art der Photographie trotz ihrer Präzision [...] und scheinbaren Objektivität nicht in der Lage war, etwas Verbindliches über das Abgebildete auszusagen. Aber dadurch, dass ich diesen rein abbildenden Anspruch aufgab, konnte ein eigenständiges universelles Bild entstehen.? Beckers Arbeiten sind insofern ein Appell zur Selbstvergewisserung des Betrachters und zur Hinterfragung der dokumentarisch verbindlichen Aussagekraft des Mediums.
Bereits in seiner frühen in schwarzweiß und in Farbe ausgearbeiteten Bildreihe von Luftschutzbunkern, aufgenommen in über 50 deutschen Städten, kündigt sich seine kritische Sicht auf die Dinge an. Schon hier richtet sich Beckers Blick weniger auf das Offensichtliche. Intuitiv wendete er sich mit den ausgewählten Bauten Motiven und Formen zu, die ihre Funktion beinahe oberflächenversiegelt eher verbergen, als offen legen. Mit dieser grundlegenden Serie verbindet sich darüber hinaus ein faszinierendes Kapitel deutscher Architekturgeschichte.